WIE SEHEN KATZEN DIE WELT?
Aktualisiert: 9. Okt. 2022
4 Fakten, die Du über #Katzenaugen noch nicht wusstest
INHALT
Zum #Sehen brauchen alle Säugetiere Licht. Die Dinge um uns herum „verschlucken“ entweder Licht oder geben es ab und senden dabei elektromagnetische Wellen aus. Unsere Augen erfassen diese Wellen und das Gehirn setzt sie in Bilder um.
Die #Augen von Säugetieren gehören entwicklungsgeschichtlich zur Gruppe der #Linsenaugen, daher ist der Aufbau im Grunde sehr ähnlich. Die Lage der Augen am Kopf bestimmt letztlich, was und wie ein Tier sieht.
Spezialisiert auf die Jagd - Was sieht das Katzenauge?
Erfolgreiche Lauerjäger müssen exakt fixieren können, um ihre Beute genau auszumachen. Katzen haben dafür große Augen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße und verfügen über ein entsprechend gutes #Sehvermögen. Die Nickhaut (das dritte Augenlid) hält das Auge ausreichend feucht und bietet Schutz vor Fremdkörpern. Daher müssen Katzen nicht blinzeln. Die für einen Jäger typischen beidseitig nach vorn gerichteten Augen (#Binokularsehen) ermöglichen ein hervorragendes räumliches Sehen. Hierbei überschneiden sich die Sehachsen beider Augen, was einen Blickwinkel über etwa 200-220 Grad erzeugt (Mensch 180 Grad). Besonders schnelle Bewegungen können Katzen sehr gut wahrnehmen. Die Fähigkeit, dreidimensional Abstände und Tiefe abschätzen zu können, ist besonders beim Sprung von großer Wichtigkeit. So erlegen die kleinen Raubtiere erfolgreich Maus und Lieblingsspielzeug.
Bei Fluchttieren oder typische Beutetieren sitzen die Augen an beiden Seiten des Kopfes. Ein räumliches Sehen ist dadurch stark eingeschränkt, dafür haben sie ein erheblich erweitertes Blickfeld und kleineren blinden Fleck. Sie können ihre Augen einzeln benutzen (#Monokularsehen), um ihre Umgebung nach möglichen Feinden abzusuchen.
Graue Mäuse - Sind Katzen farbenblind?
Farbiges Sehen hilft, Dinge besser voneinander zu unterscheiden. Ermöglicht wird das, durch die von Objekten ausgehenden elektromagnetischen Wellen mit unterschiedlicher Länge. Die längeren werden als Rot- und Orange-Töne wahrgenommen, die kürzeren als Grün und Blau. Die treffen auf lichtempfindlichen Zellen, aus denen sich die Netzhaut zusammensetzt. Der Form nach sind das Stäbchen (Helligkeit) und Zapfen (Farbwahrnehmung).
Bei der #Farbwahrnehmung ist der Mensch der Katze voraus. Wir haben zum Farbsehen 3 verschiedene Arten von Zapfen (spricht jeweils auf rote, gelb-grüne und blaue Wellen an, das nennt man trichromatisch).
Katzen und Hunde haben auf der Netzhaut lediglich die zwei Arten von Zapfen, die auf kurz- und mittelwelliges Licht reagieren. Sie können daher nur Blau, Gelb-Grün und ihre Mischfarben wahrnehmen (dichromatisch).
Deshalb ist Dein Stubentiger nicht in der Lage, die Farbe Rot zu sehen und nimmt diese vermutlich als Gelbton wahr. Das stellt aber beim Sehen nicht wirklich eine Einschränkung dar. Weder für ihre Ernährung noch für die Orientierung bestand während der Evolution eine zwingende Notwendigkeit, die Farbe Rot differenzieren zu können.
Auch die Farbdifferenzen, können wir intensiver wahrnehmen, da wir etwa 10-mal mehr Zapfen in der Netzhaut haben, als Katzen. Dafür sind jedoch gute Lichtverhältnisse vonnöten, weshalb bei Nacht alles in unterschiedlichen Grautönen erscheint. Vermutlich liegt hier der Ursprung des Gedankens, die dämmerungsaktiven Jäger seien #farbenblind. Mittlerweile wird allerdings nicht mehr bestritten, dass alle Säugetiere bis zu einem gewissen Grad Farben sehen.
FUN FACT: Die #Lieblingsfarbe von Katzen, für die ihre Augen auch am empfindlichsten sind, ist Blau. Das stellte man bei über 2000 Versuchen beim Institut für Zoologie der Universität Mainz fest. Sie wählten zwischen Gelb und Blau unter verschiedenen Beleuchtungsverhältnissen, um an ihr Futter zu kommen. 95 Prozent entschieden sich für Blau. Vielleicht erleichtert das die Wahl beim Kauf von Zubehör.
Kreaturen der Dämmerung - Wie sieht die Katze im Dunkeln?
Spätestens, wenn uns das dritte Mal um 5 Uhr früh der Vox über das Gesicht gestolpert ist, wird klar - Katzen sind dämmerungsaktiv. Deswegen brauchen sie Augen, die mit einem Nachtsichtgerät mithalten können. Möglich macht es die Spiegelschicht (Tapetum lucidum - siehe Querschnitt Bild 1) hinter der Netzhaut, welches das einfallende Licht reflektiert und nochmals auf die #Sinneszellen strahlt. Das Ergebnis ist eine optimale Sicht, auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Deutlich wird das für uns, wenn wir im Dunkeln ein Foto von unserem Liebling machen wollen, und das Blitzlicht die Katzenaugen leuchten lassen, als wäre sie besessen. Für die Jagd hat diese Schicht einen weiteren Effekt, sie lässt die Silhouetten von Objekten und Lebewesen noch deutlicher vor dem Abendhimmel heraustreten.
Nimmt die Umgebungshelligkeit ab, dehnen sich die Pupillen der Katze immer weiter aus. Dadurch wird möglichst viel Restlicht eingefangen, jedoch sinkt dadurch auch die #Sehschärfe. Denselben Effekt haben unsere Augen ebenso, doch sehen wir trotzdem schlechter. Hier liegt der Trumpf der Katzenaugen, denn obwohl sie weniger Zapfen haben als wir, besitzen sie viel mehr Stäbchenzellen (25 Stäbchen pro Zapfen und wir haben nur 4), was ihre Empfindlichkeit im Dämmerlicht erhöht. Allerdings sehen sowohl Menschen als auch Katzen bei sehr wenig Licht nur in Schwarzweiß. In einem komplett abgedunkelten Raum sind übrigens die Haustiger so blind, wie wir. Bei hellem Tageslicht verengen sich die Pupillen dann wieder zu einem vertikalen „Schlitz“, um die empfindliche #Netzhaut zu schützen.
Schon gewusst? Wenn nachts Licht auf die Augen von Tieren fällt, leuchten diese in unterschiedlichen Farben. Die Augen einer Katze strahlen gelb-grün, die eines Kaninchens rot. Das liegt daran, dass das Kaninchen, wie wir Menschen, kein #Tapetum lucidum besitzen. Hier reflektiert nur die Aderhaut mit ihren vielen Blutgefäßen und führt manchmal zu den ungeliebten „roten Augen“ auf Fotos.
Wer sieht schärfer - Mensch oder Katze?
Wegen der schlitzförmig verengten Pupillen ist die Sehschärfe der Katzen bei Helligkeit für waagerechte und senkrechte Strukturen und Bewegungen unterschiedlich. Sie sehen unter gleichen Bedingungen in waagerechter Linie unschärfer als der Mensch (wir können ungefähr siebenmal schärfer sehen als Katzen). In senkrechter Linie sehen sie schärfer und können daher horizontale Bewegungen besser wahrnehmen. Das ist mit ein Grund für die typische schräge Kopfhaltung von Katzen, sobald sie bestimmte Dinge fixieren. Zusätzlich können sie ihre Augen nur wenig nach links oder rechts bewegen und müssen ihren Kopf drehen, um in eine andere Richtung zu schauen.
Während wir Menschen eine gute Aussicht schätzen, wird unsere Samtpfote nicht wirklich wissen, was wir daran finden. Ihre Augen sind perfektioniert für Entfernungen um die zwei bis sechs Meter. Die Scharfsichtigkeit nimmt jedoch massiv ab, wenn es um etwas geht, das näher oder weiter entfernt ist. Auch kleinste Bewegungen kann ein Mensch besser sehen, während sie für die Katze teilweise unbeweglich wirken. Schnelle Bewegungen können jedoch von ihr schärfer fixiert werden. Das bedeutet, legst Du Deinem Stubentiger ein Leckerli direkt vor der Nase, wird er Schwierigkeiten haben, es zu finden. Dafür werden dann die anderen Sinne verwendet, als die Augen.
Messungen und wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Hund und Katze einen Visus von 1,1 bis 1,2 haben (normalsichtige Menschen haben einen Visus von 1,0). Dabei gilt, je kleiner der Zahlenwert, umso besser der Visus! Zum Vergleich: Ein Greifvogel hat einen Visus von 0,4.
Fazit
Die bevorzugte Beute von Katzen sind flinke kleinere Tiere, z.B. Mäuse oder Vögel. Diese jagen sie bei Dämmerung, durch Lauern oder anschleichen, als sogenannte #Lauerjäger. Das bedeutet, sie befinden sich in unmittelbarer Nähe von dem anvisierten Ziel. Ihre Augen sind dementsprechend perfekt auf diese Bedingungen eingestellt und unter anderem der Grund dafür, warum Katzen zu den erfolgreichsten Raubtieren gezählt werden.
Quellen:
www.livescience.com - what do cats see
www.zmescience.com - seeing the world through the eyes of a cat
www.vtg-tiergesundheit.de- Katzenauge Aufbau und Krankheiten
www.wikipedia.de - Wirbeltierauge, Bindehaut und Hauskatze
www.eurocatfancy.de - Das Auge der Katze
www.petfinder.ch - Augenkrankheiten bei Hund und Katze
www.welt.de - Tiere: So sehen sie verglichen mit uns Menschen
Reddig, J. und Dr. Kothe, H.W.. Tierbuch. Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH
Singer, D. und Kamkar, K..Faszination Tier & Natur verstehen und schützen: Wie Säugetiere sehen. Meister Verlag GmbH/IMP B.V.
Kindersley, D. (2000). Pokets Animals of the world. F.A. Brockhaus GmbH
Köthe, R. (1991). Katzen. Hrsg.: Was ist Was. Band 59. Tessloff Verlag, Nürnberg
Bildquellen:
Titelbild - Velinchen ©Aliceandthecats.de
Querschnitt und Aufbau eines Katzenauges - www.petfinder.ch
Blickfeld - eigene Darstellung
Zapfen und Stäbchen - http://www.orange-sinne.de/farbwahrnehmung.html
Farbeindruck von Mensch/Hund/Katze - www.tierauge.de/?page_id=72
Reflektierende Augen - Velinchen ©Aliceandthecats.de
Nachtsicht und Sehschärfe - ©Nickolay Lamm (Um in den Bildern entsprechend darstellen zu können, wie eine Katze vermutlich die Welt sieht, konsultierte Lamm Augenärzte an der University of Pennsylvania’s veterinary school und einige andere Augenspezialisten. Für jedes Foto ist die obere Ansicht für die menschliche Wahrnehmung und die Untere zeigt dasselbe Foto aus der Sicht einer Katze.)
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Das war die beste Bio-Stunde seit 20 Jahren haha